ROT- Gendreck - Weg Pressemitteilungen 2008

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16. Oktober 2008

Filz zwischen Politik und Gentechnikfirmen

Feldbefreierinnen vertiefen vor Gericht die Diskussion um den rechtfertigenden Notstand

Gut vorbereitet kamen heute die Angeklagten aus Frankfurt und der Steiermark ins Amstgericht Bad Freienwalde in Brandenburg. Beide hatten im Juli 2007 an der großen freiwilligen Feldbefreiung im Oderbruch teilgenommen. Und beide forderten Freispruch und Anerkennung des rechtfertigenden Notstandes.

„In den letzten Prozessen verlangte die Amtsrichterin von Gentechnikgegnern die Quadratur des Kreises“, sagte die Feldbefreierin Ruth Pammer, die die letzten Urteile des Gerichtes gegen Aktivisten genau studiert hat. „Einerseits betont das Urteil, dass wir mit einer Feldbefreiung nicht das mildeste mögliche Mittel gewählt hätten, um die Gentechnik zu stoppen. Es verweist auf Wahlen, Demonstrationen und Unterschriftenlisten. Andererseits kommt die Richterin zu dem Schluss, dass die Feldbefreiung nicht geeignet sei, weil sie ja nicht flächendeckend wirke.“

Am heutigen Donnerstag saß auf dem Richterstuhl Amtsgerichtsdirektor Seidel. Ihm erläuterten die Angeklagten ein besonderes Problem: Der Filz zwischen Politik und Gentechnikunternehmen bringe die Demokratie an eine Grenze. Angeklagte Patrizia Dickräuter: „Seit Jahren will die Mehrheit der Menschen keine Gentechnik. Die Politik musste längst anerkennen, dass die Gentechnik unbeherrschbare Folgen hat. Darüberhinaus hat diese Technologie in den letzten Jahren Millionen an Fördergeldern geschluckt, sie gefährdet die bäuerliche Landwirtschaft und schafft selbst kaum Arbeitsplätze. Aber dennoch schaffen Freisetzung und kommerzieller Anbau immer weiter Tatsachen. Wer sich wehrt, steht einer unheilvollen Allianz von Politikern und Konzern- beziehungsweise Institutsvertretern gegenüber Mir fällt in dieser Situation kein milderes Mittel ein, als ein starkes öffentliches Zeichen wie unseres Feldbefreiungen sie sind!“

Zum Prozess angereist war Christoph Then, Biologe, ehemaliger Greenpeac-Campaigner und Autor einer aktuellen Studie zum Filz zwischen Politik und Gentechniklobby in Ostdeutschland. Er äußerte sich beeindruckt über die Argumentation der Gentechnikgegnerinnen und wünschte sich, dass solche Diskussionen vor weiteren Gerichten vertieft werden würden.

Gegen Mittag verkündete der Richter das Urteil: Beide Feldbefreierinnen erhielten 15 Tagessätze. In seiner Begründung merkte er vor allem an, dass zum Zeitpunkt der Aktion im letzten Jahr die Maisblüte schon begonnen hatte, womit die Gefahrenabwendung zu spät gekommen sei.

Für Rückfragen:

  • Die beiden Angeklagten:
  • Patrizia Dickräuter, 0171 - 49 06 165
  • Ruth Pammer, 0043-65 05 81 25 79
  • Holger Isabelle Jänicke, Rechtshilfegruppe: 0170 - 75 65 45 1

18. Juli 2008

Monsanto auf dem Marktplatz in Bad Freienwalde in Abwesenheit verurteilt

Prozess gegen Feldbefreier eingestellt

Auf dem Marktplatz im brandenburgischen Bad Freienwalde stand heute ein „Richter“ in seiner schwarzen Robe. Er lauschte aufmerksam den Ausführungen der „Staatsanwaltschaft“ und sprach anschließend vor zahlreichen Zuschauern aus dem Ort und vor angereisten Gentechnikgegnern das Urteil gegen den Agrar- und Gentechnikkonzern Monsanto.

Am heutigen Freitag finden erneut Prozesse gegen Feldbefreier statt, die im vergangenen Jahr nach öffentlicher Ankündigung Genmaispflanzen im Oderbruch bei Altreetz unschädlich gemacht hatten. Um deutlich zu machen, wer eigentlich im Konflikt auf die Anklagebank gehöre, inszenierten die Gentechnikgegner zuvor einen „öffentlichen Prozess“ auf dem Marktplatz. Der Agrarkonzern wurde der massiven Beeinflussung der Politik, schädlicher Geschfätspraxis und falscher Versprechen in seiner Werbung sowie wegen seiner Verantwortung für die Vernichtung kleinbäuerlicher Existenzen schuldig gesprochen. Das Urteil lautete Einzug des gesamten Konzernvermögens und ein Verbot, jemals wieder mit Saatgut zu handeln.

Zahlreiche angereiste Gentechnikgegnerinnen und –gegner begleiteten nach diesem „Urteilsspruch“ zwei Angeklagte zum Amtsgericht. Das erste Verfahren gegen einen Aktivisten aus Thüringen wurde gegen Mittag ohne Auflagen eingestellt. Er war von der Polizei im Juli 2008 im Oderbruch mit einer Genmaispflanze aufgegriffen worden, die er zusammen mit einer Strafanzeige gegen Monsanto als Beweismaterial übergeben wollte. Holger Isabelle Jänicke von der Rechtshilfegruppe der Initiative Gendreck-weg sagte: „Die Richterin hat anerkannt, dass die ursprüngliche Forderung der Staatsanwaltschaft nach 15 Tagessätzen nicht als Pauschal-Urteil akzeptabel ist. Das ist ein gutes Zeichen und wir freuen uns über die Einstellung des Verfahrens.“ Ein weiterer Gentechnikgegner war zum Prozesstermin nicht erschienen, gegen eine Gentechnikgegnerin läuft im Augenblick noch das Verfahren.

Für Rückfragen:

  • Holger Isabelle Jänicke, 0170 / 75 65 45 1
  • Jutta Sundermann, 0175 / 86 66 76 9

29. Juni 2008

1:0 für die Gentechnikgegner

Feldbefreier erringen Führungstreffer bei “Europa-Maisterschaft”

Früher als die Polizei erwartete, begannen heute die Freiwilligen Feldbefreier bei Kitzingen mit ihrer Arbeit. Über 60 Gentechnikgegnerinnen und Gegner hatten auf Schlaf in der Nacht verzichtet und in der Nähe eines Genmaisfeldes zwischen Lindelbach und Westheim in einem Waldstück auf den Morgen gewartet.

Sie machten sich um 6.30 Uhr in der Frühe auf den Weg, die letzten tausend Meter zum Genmaisfeld zurück zu legen. Eine von ihnen ist die Biologin Anja Becker: “Da heute alles im Zeichen des Finales der Fußball-Europameisterschaft steht, sehen wir unsere angekündigte Feldbefreiungsaktion besonders sportlich: Dies ist der Auftakt unserer Europa-Maisterschaft. Das ist mehr als ein Spiel, denn wir wollen ein gentechnikfreies Europa erreichen.”

Nach kurzer Zeit war das etwa ein Hektar große Genmaisfeld befreit. Mit Füßen und bloßen Händen wurden die Pflanzen umgetreten bzw. ausgerissen.

Fast alle Gentechnikgegner trugen eine Bantammais-Pflanze mit sich. Feldbefreier Erasmus Müller: “Wir sind nicht hier, um einfach nur kaputt zu machen. Unsere Aktion will ein Zeichen setzen für die bäuerliche Landwirtschaft und für eine gentechnikfreie Zukunft. Deshalb bringen wir kleine Maispflanzen mit und setzen sie hier auf dem Acker ein.”

Anja Becker kommentiert: “Wir meinen: Es steht 1:0 für uns – und für ein gentechnikfreies Kitzingen, für einen Stop der Agrogentechnik. Zum bisherigen Spielverlauf ist allerdings zu sagen, dass die Agrarkonzerne regelmäßiges Foulspiel zu ihrer Angewohnheit gemacht haben: mit falschen Versprechen, mit massiver Beeinflussung der Politik und vor allem mit ihrer Rücksichtslosigkeit, die einseitig auf Gewinne zielt und existenzielle Bedrohungen für Millionen von Bauern und für die Ernährung der Zukunft in Kauf nimmt. Eine rote Karte bekommt Landwirtschaftsminister Horst Seehofer: Er wechselt ständig die Seiten und trickst immer wieder zugunsten der Agrarkonzerne. Im letzten Jahr sprach er ein Verbot des Genmaises nach der Aussaat aus, um es rechtzeitig vor Beginn dieser Saison wieder zurück zu nehmen.”

Die Polizei hatte in den letzten Tagen durch strenge Auflagen und regelmäßige Besuche auf dem Camp die Vorbereitungen der Feldbefreier eingeschränkt. Umso mehr freut sich nun Erasmus Müller: “Wir haben schon die meisten unserer Ziele für dieses Wochenende erreicht: Gestern nahmen viele Menschen aus Unterfranken die Einladung zum Austausch, zum gentechnikfreien Abendessen sowie zu unserer Podiumsveranstaltung an. Die für heute öffentlich angekündigte Feldbefreiung findet statt. Gewaltfrei und entschlossen haben wir fast ein Hektar vom Genmais befreit und viele Bantam-Maispflanzen eingesetzt.”

Wie geplant, beginnt heute um 11 Uhr in Repperndorf die Auftakt-Kundgebung und anschließend die Demonstration gegen den Genmais in Richtung Kaltensondheim.

Für Rückfragen:

  • Anja Becker, vor Ort, derzeit in Gewahrsam: 0176 – 52 23 25 80
  • Michael Grolm, 0170 / 10 87 17 4
  • Jutta Sundermann, 0175 / 86 66 76 9

In Kürze sind Bilder von der Aktion im Internet anzusehen und unter aktion@gendreck-weg.de in Druckqualität abzurufen.

Ein Filmteam begleitet die Aktion. Bei Interesse and Bildern der Aktion und ihrer Vorbereitung in HD-Qualität melden Sie sich bitte im Aktionsbüro unter 09321 – 929 79 29.


28. Juni 2008

„Genmais: Dauerhafte Giftfabriken auf dem Acker“

Gentechnik-Gegner bereiten sich auf Aktionstag am morgigen Sonntag vor

Kitzingen, 28. Juni 2008 – Gegnerinnen und Gegner des Anbaus von gentechnisch verändertem Mais bereiten sich im Camp der Initiative für „freiwillige Feldbefreiung“ bei Mainstockheim auf die morgige Demonstration vor. Mehrere hundert Menschen haben im Internet angekündigt, sich an einer „öffentlichen Feldbefreiung“ zu beteiligen.

„Wir stellen mit unseren Aktionen die Rechtmäßigkeit der Agro-Gentechnik in Frage“, so Sprecherin Anja Becker. Auf mehreren Feldern rund um Kitzingen wächst Genmais aus dem Hause Monsanto, der in jeder seiner Zelle ein Insektengift produziert. Die Diplom-Biologin argumentiert: „Die Genmaispflanzen sind dauerhafte Giftfabriken auf dem Acker. Sie schädigen ein breites Spektrum höherer Organismen und damit die Biologische Vielfalt. In Amerika und Spanien hat dies inzwischen zur Resistenzbildung beim Maiszünsler geführt, der ja angeblich mit dem Genmais bekämpft werden soll.“

Die Aktionen der Gentechnikgegner richten sich gegen die Geschäftspraktiken von Chemie- und Saatgutkonzernen wie Monsanto, die mit ihren patentierten Pflanzen die Kontrolle über Landwirtschaft und Ernährung anstreben. „Der kommerzielle Genmaisanbau ist das Einfallstor für Monsanto. Er macht Bauern abhängig und zerstört die bäuerliche Landwirtschaft“, erläutert Anja Becker.

Die freiwilligen Feldbefreierinnen und Feldbefreier sehen ihr Handeln als legitimes Mittel an, um die unberechenbaren Folgen der Agro-Gentechnik zu verhindern. „Der Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft ist ein riesiger Freilandversuch mit den Menschen in Unterfranken als Versuchskaninchen“, erklärt Anja Becker.

Immer mehr Länder in Europa verbieten den Anbau des Genmaises Mon810, die bislang einzige gentechnisch veränderte Pflanze im kommerziellen Anbau. Erst kürzlich hat auch Frankreich nach vielen Feldbefreiungen und massiver öffentlicher Auseinandersetzung ein Verbot des Genmaises wegen Bedrohung der Biologische Vielfalt ausgesprochen. In diesem Jahr wächst der Genmais tatsächlich nur noch in vier europäischen Ländern.

Die Gentechnikgegener kritisieren die unklare Position von Landwirtschaftsminister Horst Seehofer. Anja Becker: „Er schwankt im Monatstakt zwischen der Argumentation seiner gentechnikkritischen WählerInnen im eigenen Wahlkreis Ingoldstadt und der Progaganda der Lobbyisten der Gentechnikindustrie. Im April 2007 verbietet er den Genmais, um ihn im Dezember wieder zu erlauben. Im November 2007 spricht er sich für eine kritische Überprüfung der europäischen Zulassungsverfahren aus, im April diesen Jahres attackiert er die Agrarkonzerne, um dann einen Monat später schnellere Zulassungen zu fordern.“

Für Rückfragen:

  • Anja Becker, 0176 / 522 325 80
  • Michael Grolm, 0170 / 10 87 17 4

27. Juni 2008

„Trek for nature“ wird in Schäbisch Hall zum großen Traktoren-Treff

Auf dem Camp der Gentechnikgegner errichten Feldbesetzer ein Dreibein aus Holz

Der „Trek for nature“ erreicht heute um 19 Uhr das Gelände des Festivals „Rock for nature“ in Wolpertshausen bei Schwäbisch-Hall. Rund 100 Traktorfahrer aus der gentechnikfreien Region werden dort heute abend erwartet. Der Landwirtschaftsberater Michael Fritz initiierte die Traktoren-Demonstration, die am Mittwoch in Strassburg startete. „Wir fahren mit internationaler Besetzung gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft“, erläutert Fritz. „Unser bunter Treck stößt auf großes Interesse und will ein deutliches Zeichen setzen, dass endlich europaweit der Genmais verboten werden muss und auch keine anderen genmanipulierte Pflanze zum Anbau zugelassen werden darf.“

Auf dem Campgelände des „gentechnikfreien Wochenendes“ bei Kitzingen kommen unterdessen stündlich weitere Gentechnikgegnerinnen und -gegner an. Am Vormittag diskutierten in einem Workshop Teilnehmer über die Möglichkeit, vor der Aussaat im Frühling Genfelder durch Feldbesetzungen zu verhindern. In diesem April hatten auf sechs angemeldeten Versuchsfeldern und einem kommerziellen Genmaisfeld Feldbesetzungen stattgefunden, von denen mehrere die geplante Aussaat erfolgreich verhindern konnten.

Am Nachmittag wollen die Aktivisten ein hölzernes Dreibein aus langen Baumstämmen errichten. Mit einem solchen Aufbau hatten die Feldbesetzungen im Frühjahr ihren Willen unterstrichen, auf den Feldern auszuharren. Ein Aktivist kann oben zwischen den Stämmen in einer Hängematte sitzen und ist vom Boden aus auch für die Polizei nicht mehr erreichbar. Eine der Feldbesetzerinnen erläuterte: „Diese Dreibeine sind immer auch ein tolles Zeichen an alle Vorbeikommenden. Wir haben sie mit bunten Transparenten geschmückt“, allerdings räumt sie ein: „Für die für Sonntag geplante Feldbefreiung eignen sich die großen Gestelle nicht, da müssen wir beweglich sein und wollen ja auch nicht an einer Stelle bleiben.“

Für den morgigen Samstag laden die Gentechnikgegner interessierte Menschen auf den Campplatz auf dem Festivalgelände in Mainstockheim ein. „Wir freuen uns über jeden Besucher und beantworten auch gerne kritische Fragen“, sagt Aktivistin Jutta Sundermann.

Wer möchte, kann um 18 Uhr auf dem Königsplatz in Kitzingen die Traktoren-Demonstration begrüßen, ab 18.30 Uhr gibt es köstliches, gentechnikfreies Abendessen auf dem Camp und um 19.30 Uhr eine Podiumsdiskussion mit einem franzöischen Feldbefreier, dem Gentechnikexperten Christof Potthof vom gen-ethischen Netzwerk, einer Sprecherin des Weizen-Notkommittees und der Felbefreierin Lea Hinze.

Für Rückfragen:

  • Michael Grolm, 0170 / 10 87 17 4 (heute abend beim Trek, sonst auf dem Camp)
  • Jochen Fritz, 0171 / 82 29 71 9 (beim Trek)
  • Jutta Sundermann, 0175 / 86 66 76 9 (auf dem Camp)

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4. Juni 2008

Münchener Urteil gegen Gentechnikgegner: Die Anmeldung einer Demo ist strafbar

Gericht Verurteilt in zweiter Instanz drei „sympathische“ Freiwillige Feldbefreier

Am Dienstag Nachmittag, den 3. Juni, sprach der Richter des Münchener Landgerichtes das Urteil gegen zwei Männer und eine Frau, die sich gegen Gentechnik engagieren. Steine des Anstoßes waren eine für Pfingsten 2006 angekündigte Aktion, eine Demonstrationsanmeldung, ein Einladungsflugblatt und die Gestaltung der Internetseite www.gendreck-weg.de

Der Anmelder des gentechnikfreien Wochenendes, das er selbst – aus organisatorischen Gründen – etliche Tage vor dem geplanten Demonstrationstag wieder abmeldete, wurde zu 50 Tagessätzen verurteilt. Lea Tanja Hinze und Rainer Kubach, beide als Verantwortliche der Homepage der Feldbefreier aufgeführt, erhielten je 30 Tagessätze.

In der ersten Instanz hatte das Amtsgericht in Ebersberg die Internet-Redakteure frei gesprochen, dem Demonstrationsverantwortlichen aber auch bereits 50 Tagessätze aufgebrummt. Nach dem Urteil kündigten die Gentechnikgegner an, Rechtsmittel einlegen zu wollen. Das Gericht folgte der Argumentation der Verteidiger nicht, die einerseits die Demonstrations- und Meinungsfreiheit unterstrichen und andererseits in Frage stellten, ob überhaupt ein Aufruf zu strafbaren Vergehen vorgelegen hat. Wer nur eigene geplante Vergehen ankündigt, macht sich nämlich nicht strafbar.

Lea Hinze sagte: „Die Agrogentechnik ist fähig, die bäuerliche Landwirtschaft zu vernichten. Sie ist völlig ungeeignet, einen sinnvollen Beitrag zur Welternährung zu leisten und gefährdet die biologische Vielfalt. Jede Umfrage beweist, dass mehr als 80% der Menschen in der Bundesrepublik gegen die Gentechnik auf dem Acker und den Tellern sind. Wir müssen gar nicht zu Feldbefreiungen aufrufen, immer mehr Menschen wollen einfach endlich etwas tun!“

Einem Teil der Begründung des Richters wollte sie allerdings nicht widersprechen: „Der Richter bewertete strafverschärfend, dass wir es wieder tun werden. Er hat Recht: Ich werde, ebenso wie inzwischen über 550 andere Menschen aus dem ganzen Land, am letzten Juniwochenende bei Kitzingen eine Freiwillige Feldbefreiung durchführen. Der Genmais muss auch in Deutschland endlich verboten werden, in Frankreich, in der Schweiz, in Österreich, Griechenland, Polen und Rumänien ist das bereits geschehen. Angeklagt gehören diejenigen, die gentechnisch veränderte Organismen freisetzen. Feldbefreiungen sind legitim und notwendig.“

Für Nachfragen:

  • Holger Isabelle Jänicke (Rechtshilfegruppe von Gendreck-weg) 0170 / 75 65 45 1
  • Lea Hinze 0163 / 45 14 75 9

22. April 2008

Welternährung braucht bäuerliche Landwirtschaft ohne Gentechnik

Freiwillige Feldbefreierinnen schützen Weizenvielfalt in Gatersleben

Die Befreiung des Gentechnik-Feldes in Gatersleben durch Aktivisten von der Initiative "Gendreck-Weg" ist ein wichtiger Schritt für den Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft. Lea Tanja Hinze, eine der Feldbefreierinnen, erklärte: "Bäuerliche Landwirtschaft braucht freien Zugang zu Boden, Wasser und gentechnik- und patentfreiem Saatgut. Der Gen-Weizenversuch in Gatersleben bedrohte dieses frei verfügbare Saatgut, einen Schatz, den Bauern und Bäuerinnen über Jahrtausende gezüchtet haben. Wenn Herr Seehofer sich für eine bäuerliche Landwirtschaft stark macht, muss er zuerst die Verantwortung für die sofortige und endgültige Beseitigung des Gen-Weizen-Versuchs in Gatersleben übernehmen."

"Es reicht nicht, Bedenken zu äußern, wie es der Landwirtschaftsminister in den letzten Tagen tat", so der Berater für Landwirtschaft und Vermarktung Jochen Fritz von der Initiative, "Horst Seehofer muss sämtliche Versuche mit gentechnisch manipulierten Pflanzen in Gatersleben unterbinden. Auch Länder wie Kanada und die USA, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen schon Einzug gehalten haben, haben den Gen-Weizenanbau gestoppt."

Der Weltagrarrat hatte erst kürzlich erklärt, dass Gentechnik nicht zur Sicherung der Welternährung beiträgt und ein Umsteuern der Agrarpolitik notwendig sei. Dazu ergänzte Landwirtschafts-Berater Fritz: "Wir fordern Horst Seehofer auf, die 23,5 Mio. Euro aus Bundes und Ländermittel für das Leibnitz Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben auch dazu zu verwenden, dass die in Gatersleben aufbewahrten Saaten Entwicklungsländern zur Weiterzucht zur Verfügung stehen." Durch die Weiterzucht von Proteinpflanzen wie z.B. Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen, Linsen, könne man viel besser zur Proteinversorgung der Menschheit beitragen, als durch höchst gefährliche Gen-Weizen-Versuche, die am Proteingehalt von Futterweizen herumdokterten.

Fritz: "Wir brauchen Menschen wie die Alternativen Nobelpreisträger Vandana Shiva und Percy Schmeiser und wie die Feldbefreierinnen und Feldbefreier in Gatersleben, die für die Zukunft der gentechnikfreien und bäuerlichen Landwirtschaft weltweit streiten."

Unser entschlossener Protest geht weiter und wir laden alle Interessierte zu unserem Gentechnik-freiem Wochenende von 26.-29. Juni in die Nähe von Würzburg ein.

Für Rückfragen:

  • Jochen Fritz: 0171- 82 29 71 9
  • Lea Tanja Hinze: 0163 - 45 14 75 9
  • www.gendreck-weg.de

Die Feldbefreierinnen und Feldbefreier haben Namen und Gesichter! Nehmen sie über uns direkt Kontakt zu ihnen auf und befragen Sie sie über ihre Motive und Pläne. Mehr auf unserer Internetseite.


21. April 2008

Zur Rettung der Saatgutbank - Genweizen unschädlich gemacht

In Gatersleben beendet Feldbefreiung skandalösen Gentechnik-Versuch

In der Morgendämmerung des 21. April befreiten sechs Menschen das Genweizenfeld in Gatersleben, um der massiven Bedrohung eines einzigartigen Schatzes an Pflanzensorten ein Ende zu setzen. Mit Hacken konnten sie die Weizenpflanzen auf dem Versuchsfeld zu Fall bringen, bevor die Polizei das Feld erreichte. Zum Ende der Feldbefreiung platzierten die Gentechnikgegner ein übergroßes Weizenbrot auf dem Boden des Feldes - es trug die gebackene Aufschrift "Unser tägliches Brot - ohne Gentechnik!"

Susanne Mähne ist Gemüsegärtnerin und wurde in der vergangenen Nacht als Feldbefreierin aktiv: "In Gatersleben fand einer der skandalösesten Freilandversuche im Lande statt. Horst Seehofer ist dafür verantwortlich, dass gentechnisch veränderter Weizen unter freiem Himmel in direkter Nachbarschaft der Genbank Gatersleben wuchs. Mit der Blüte hätte der Gentechweizen einen wahren Schatz an landwirtschaftlicher Vielfalt vernichten können."

In der öffentlichen Genbank werden alte und neuere, seltene und häufige Pflanzensorten aufbewahrt. Züchter und Bauern können ebenso wie Forschungseinrichtungen, Entwicklungshilfe-Projekte oder Privatpersonen dort Saatgutproben erhalten. Um die Pflanzensorten dauerhaft zu erhalten, betreibt die Genbank eine "Erhaltungszucht" und muss die eingelagerten Sorten regelmäßig zum Keimen, Wachsen und Blühen bringen und kann dann keimfähiges neues Saatgut wieder aufheben. In unmittelbarer Nähe dieser Erhaltungs-Felder wuchs der Genweizen.

Auch Lea Tanja Hinze arbeitete ruhig, bis die Polizei sie schließlich unterbrach. Da waren zwei Drittel des Feldes unschädlich gemacht: "Ich bin Mutter eines kleinen Jungen. Auch die Generation unserer Kinder muss die Möglichkeit haben, auf das vielfältige Erbe der bäuerlichen Landwirtschaft zurück zu greifen. Ich fühle mich verpflichtet, den verantwortungslosen Genweizenversuch zu stoppen."

Die Landwirtschafts-Studentin Mirjam Anschütz weiß ebenfalls genau, warum sie an der Aktion teilgenommen hat und blickt den Konsequenzen entschlossen entgegen: "Wenn wir für diese Feldbefreiung angeklagt werden, sitzen nicht die richtigen Menschen auf der Anklagebank. Wir wollen in den nächsten Monaten an vielen Orten über unsere Aktion und unsere Hintergründe berichten. Über 80% der Menschen in der Bundesrepublik sind gegen Gentechnik in der Landwirtschaft. Schon 2006 hatten 30.000 Menschen auf einen Aufruf des Münchener Umweltinstitutes hin gegen den Weizenversuch protestiert. Unsere Aktion ist ein deutliches Zeichen, für das wir viele Unterstützerinnen und Unterstützer haben."

Mehr über die Aktion und die Motivation der Feldbefreierinnen auf www.gendreck-weg.de

Für Rückfragen:

  • beim Feld: Christiana Schuler 0163 / 53 79 03 5
  • im Büro: Jutta Sundermann 0175 / 86 66 76 9

Wir vermitteln gerne den direkten Kontakt zu den Feldbefreierinnen und Feldbefreiern (Interviews, persönliche Hintergründe).

Fotos von der Aktion können Sie unter folgendem Link einsehen und in Druckqualität herunterladen. Der Fotograf bittet um ein Belegexemplar an die Adresse Sami Atwa, Heinrich Bochhof 1, 30459 Hannover und um Abrechnung nach Ihrem üblichen Satz.

https://smartdrive.web.de/guest?path=GendreckWegPressebilder...
kennwort: Presse

Wir können auch Filmmaterial vermitteln! Wenden Sie sich bei Fragen bitte an aktion gendreck-weg.de


15. April 2009

Wer illegalen Genmais unschädlich macht kommt ins Gefängnis?

Am Donnerstag, den 16. April findet vor dem Landgericht Frankfurt/Oder ein Prozess gegen den Berufsimker und Feldbefreier Michael Grolm statt. Grolm hatte 2007 im Oderbruch im Rahmen einer öffentlichen, freiwilligen Feldbefreiung Genmaispflanzen unschädlich gemacht. Er war in erster Instanz bereits zu 20 Tagessätzen verurteilt worden. Der Imker erhob Einspruch gegen das Urteil und will notfalls - zu Unrecht - in's Gefängnis gehen.

Er handelte 2007 uneigennützig und um eine große Gefahr von der Landwirtschaft und der Natur abzuwenden. Gleichzeitig vollzog er, was in Berlin und Potsdam in diesen Tagen vielfach diskutiert wurde. Auch 2007 war der Politik schon bewusst, wie schädlich die manipulierten Maispflanzen sein können. Landwirtschaftsministser Horst Seehofer hatte Ende April den Vertrieb von Genmais-Saatgut verboten, weil nachweislich auch sogenannte Nichtzielorganismen von dem Genmaisgift betroffen werden. Seehofers Verbot war halbherzig und kam so spät, dass der Genmais trotzdem auf über 2.000 Hektar wuchs.

Grolm übergab den Polizeibeamten bei seiner Gewahrsamnahme eine Anzeige gegen den Genmais-Anbauer sowie gegen den Bundeslandwirtschaftsminister. „Der Genmais war schon 2007 für einige Monate illegal. Ich habe mit der Anzeige einen selbst gepflückten Genmaiskolben als Beweismittel übergeben“, sagt der streitbare Imker. „Beim Thema Gentechnik haben schon oft die falschen Leute auf der Anklagebank gesessen. Ich hoffe nur, dass das jetzt bald ein Ende hat. Nach dem Verbot durch die Landwirtschaftsministerin, sollte das Gericht meine Verurteilung unbedingt aufheben.“

Der Thüringer Imker will allerdings noch mehr erreichen: „Ilse Aigner muss ihrem Genmais-Verbot für 2009 eine Grundsatz- Entscheidung für die Zukunft folgen lassen: Zu Gunsten der bäuerlichen Landwirtschaft muss die Gentechnik langfristig vom Acker verbannt werden. Dafür will ich weiter arbeiten!“

Derweil bereiten sich Mitstreiter Grolms noch auf einen weiteren Prozess vor: Am Donnerstag kommender Woche werden sechs Feldbefreierinnen und Feldbefreier vor dem Landgericht in Magdeburg stehen. Sie beendeten im letzten Jahr einen Versuch mit Genweizen in direkter Nachbarschaft der Genbank Gatersleben. Im Zivilverfahren stehen sie dort dem Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) gegenüber, vertreten durch Dr. Horst Rehberger, nicht nur Anwalt, sondern auch Gentechnikbefürworter und ehemaliger Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts.


Der Prozess gegen Michael Grolm ist angesetzt für 10.00 Uhr im Saal 208 des Landgerichtes Frankfurt/Oder in der Müllroser Chaussee 55.

Für Rückfragen:

  • Michael Grolm, 0170 / 10 87 17 4
  • Jutta Sundermann, 0175 / 86 66 76 9
  • Kontakt für den Prozess in Magdeburg: Simone Ott, 0151 / 211 31 31 4

8. April 2008

Gericht verurteilt Imker zu zehn Tagessätzen

Gentechnikgegner bringt Apfelbäumchen für besetztes Feld mit in den Gerichtssaal

Als der Berufsimker Michael Grolm gestern nachmittag vor dem Amtsgericht in Rottenburg am Tisch für den Angeklagten Platz nahm, stand dort bereits ein Strauß blühender Zweige. Der Gentechnikgegner musste sich wegen "Aufrufes zur Straftat" verantworten. Der Imker hatte im Frühling 2006 angekündigt, entschlossen gegen Genmais vorzugehen und gab in den folgenden Monaten zahlreiche Interviews über seine Kritik an der Gentechnik und darüber, gemeinsam mit vielen anderen Menschen eine freiwillige Feldbefreiung durchführen zu wollen.

Grolm: "Ich rufe nicht zu Straftaten auf. Immer mehr Menschen erklären von sich aus ihre Absicht, Genmais unschädlich machen zu wollen. Ganz akut beigetragen hat dazu unser Landwirtschafts- minister. Horst Seehofers Verbot des Saatgutes nach der Aussaat und die Wieder-Zulassung des Genmaises hat viele Menschen fassungslos und wütend gemacht."

Michael Grolm engagiert sich bereits seit vielen Jahren gegen die Gentechnik. Nachdem er für gentechnikfreie Zonen gestritten und große Demonstration gegen die Zulassung des großflächigen Anbaus gentechnisch manipulierter Pflanzen organisiert hatte, erklärte er 2005 erstmals seine Absicht, eine Feldbefreiung durchführen zu wollen und initiierte mit mehreren Gleichgesinnten das Projekt "Gendreck-weg". 2006 hatten rund 500 Menschen im brandenburgischen Badingen an einem gentechnikfreien Wochenende teilgenommen und viele von ihnen hatten im Anschluss daran Genmaispflanzen ausgerissen.

Nach vierstündiger Verhandlung im voll besetzten Saal folgte die Richterin, die sich selbst als Gentechnikgegnerin bezeichnete, dem Antrag der Staatsanwaltschaft und verurteilte Michael Grolm zu zehn Tagessätzen. Im Jahr zuvor hatte ihn das Oberlandesgericht in Stuttgart in der dritten Instanz von fast dem selben Vorwurf für das Jahr 2005 freigesprochen. Jetzt sagte der Imker: "Ich werde gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen. Und ich werde weiterhin für eine gentechnikfreie bäuerliche Landwirtschaft streiten. Auch als Feldbefreier. Das nächste gentechnikfreie Wochenende findet vom 26.-29. Juni in der Nähe von Würzburg statt." Zahlreiche Zuschauer überreichten dem Angeklagten ungefragt Spenden, weil sie seine Weiterarbeit unterstützen und ihn die Strafe nicht alleine zahlen lassen wollen.

Grolm brachte in den Gerichtssaal einen kleinen Apfelbaum mit, den er selbst veredelt hatte. Diesen Baum will er am Mittwoch um 11 Uhr bei Oberboihingen im Landkreis Esslingen pflanzen. Dort ist seit vergangenen Freitag ein Feld besetzt, auf dem die Fachhochschule Nürtingen seit Jahren Versuche mit dem Monsanto-Mais Mon810 durchführt. Grolm: "Hier halte ich es wie Martin Luther: Auch wenn morgen die Welt unterginge, würde ich doch heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!"

Für Rückfragen:

  • Michael Grolm, 0170 / 10 87 17 4
  • Jutta Sundermann, 0175 / 86 66 76 9

9. Januar 2008

Der Prozess fällt aus, der Protest keinesfalls

Demonstration in München und 400 Absichtserklärungen für Feldbefreiungen

Über 500 Menschen und 20 geschmückte Traktoren drängten sich vor der Bühne auf dem Odeon-Platz in München, als Percy Schmeiser, Träger des Alternativen Nobelpreises, das Mikrophon ergriff. Mit eindringlichen Worten mahnte er, der Agrogentechnik in Europa jetzt eine Absage zu erteilen: „In meiner Heimat Kanada ist es heute nicht mehr möglich, Raps oder Soja anzubauen, ohne Verunreinigung durch Gentech-Saat! Für viele Betriebe, die ohne Gentechnik wirtschaften wollten ist das das Ende. Die Farmer, die mit Monsanto zusammen arbeiten, haben heute eine Riesenwut, denn der Konzern kontrolliert die Höfe und hat Jeden immer im Verdacht, irgendwo zu wenig Lizenzgebühren zu bezahlen.“

Eigentlich war die Demonstration als Begleitung eines Prozesses gegen drei Gentechnikgegner geplant. Wegen der Erkrankung des Richters wurde der Prozess jedoch kurzfristig abgesagt. Es wäre eine Berufungsverhandlung gewesen, weil die Staatsanwaltschaft zwei Freisprüche für die Betreiber der Homepage www.gendreck-weg.de und eine Geldstrafe für den Verantwortlichen einer Protestaktion 2006 nicht hatte hinnehmen wollen.

Der Konflikt um die Gentechnik ist zugespitzt und geht 2008 in eine neue Runde. Rainer Kubach, Bauer aus Baden-Württemberg und einer der Homepagebetreiber, sagte: „Wir erleben seit Monaten ein schreckliches Herumgeeier der Politik. Die Verantwortlichen versagen in ihrer Aufgabe, die bäuerliche Landwirtschaft und unser aller Ernährung für die Zukunft zu sichern.“ Landwirtschaftsminister Seehofer habe im April letzten Jahres den Genmais der Firma Monsanto verboten, ohne sich um die bereits keimenden und wachsenden Pflanzen zu kümmern. Jetzt habe er sein Verbot zurück genommen, obwohl ihm all die schwerwiegenden Gründe gegen den giftigen Genmais bekannt seien. Kubach weiß viele Menschen auf seiner Seite: „Die Initiative Gendreck-weg hat in den letzten Monaten bereits 400 Absichtserklärungen von Menschen erhalten, die vor der Blüte des Maises in einer gewaltfreien und öffentlichen Aktion Freiwilliger Feldbefreiung Genmais unschädlich machen werden.“

Imkermeister Jürgen Binder berichtete, dass in Frankreich gerade 16 Bauern, unter ihnen der streitbare José Bové in Hungerstreik getreten seien, weil sie der Regierung in Paris Wortbruch vorwerfen. Noch im Oktober hatte Frankreichs Präsident Sarkozy wortreich angekündigt, dass es bis Februar keinen Genmais-Anbau geben solle und Frankreich eine europäische Initiative starten wolle, um EU-weit den Genmais zu stoppen. Bis heute sei diese Initiative aber nicht erfolgt und jetzt drohe gar erneuter Anbau des Genmaises.

Für Rückfragen:

  • Christiana Schuler, 0163 / 53 79 035 (vor Ort)
  • Jutta Sundermann, 0175 / 86 66 76 9 (Büro)

8. Januar 2008

Bericht vom Prozess am 8.1.2008

Richter hält Polizeigewahrsam für rechtswidrig

Am 31. Juli 2005 nimmt die Polizei bei Strausberg 78 DemonstrantInnen in Gewahrsam, die zuvor versucht hatten zu einem Feld zu gelangen um den dort wachsenden Genmais zu zerstören. Ob diese Gewahrsamnahmen rechtmäßig waren, muss nun das Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder entscheiden.Zu der Verhandlung am 08. Januar kam es, da einer der betroffenen Demonstranten gegen seinen Gewahrsam Klage einreichte.

Der Kläger, seine Anwältin Ulrike Donat und eine Zeugin machten in der Verhandlung deutlich, dass das Verhalten der Polizei an diesem Tag mehr als fragwürdig war. So hatte die Gruppe ihren Versuch zum Genmaisfeld zu gelangen längst aufgegeben und war auf dem Weg zurück zum Camp, als die Polizei die ganze Gruppe einkesselte und in Polizeifahrzeuge verbrachte. Anstatt die DemonstrantInnen dann sofort in die nahe Polizeidienststelle in Strausberg zu bringen, wurden sie auf dem Betriebsgelände des Genbauern "zwischengelagert", der dann mit seiner Familie die in Gewahrsamgenommen ganz in Ruhe in Augenschein nehmen konnte. Die Zeugin schilderte, dass sie mehrere Stunden in einer etwa 1 Quadratmneter großen Zelle ausharren musste, ohne die Möglichkeit zu haben, auf Toilette zu gehen.

Viele der Demonstranten wurden erst nach Mitternacht freigelassen, sie waren teilweise über acht Stunden in Gewahrsam. Während der ganzen Zeit hatte die Polizei keinen Versuch unternommen, einen Richter einzuschalten. Ein solcher ist aber bei jeder Freiheitsentziehung "unverzüglich" hinzuzuziehen, besagen das Grundgesetz, das Brandenburger Polizeigesetz und zahlreiche Gerichtsentscheidungen u.a. auch des Bundesverfassungsgerichtes. An dieser Stelle machte der Richter in der Verhandlung mehrmals deutlich, dass er die Rechtsauffassung des Klägers teile und deswegen den Gewahrsam tatsächlich für rechtswidrig halte.

Bedeckt hielt sich der Richter bei der Frage des Aufenthaltsverbotes. Dieses bekamen die DemonstrantInnen als "Abschiedsgeschenk" bei der Entlassung aus dem Gewahrsam für ganz Strausberg ausgesprochen. So war es den DemonstrantInnen nicht mehr möglich legal zum Camp der GentechnikgegnerInnen und damit zu ihren Autos und Sachen zu gelangen. Ein Urteil wird schriftlich in wenigen Wochen erfolgen.

Kläger und Anwältin zeigten sich nach der Verhandlung zufrieden. Sie wollen mit ihrer Klage erreichen, dass sich in Zukunft auch die Brandenburger Polzei an die Gesetze hält.

Videobeitrag des RBB: >Link hier


7. Januar 2008

Feldbefreier in Nürtingen zu 30 Tagessätzen verurteilt

Der Träger des Alternativen Nobelpreises Percy Schmeiser erklärt im Gerichtssaal seine Solidarität

Am Ende blieb von der Forderung der Staatsanwaltschaft nur ein Fünftel übrig: Der Schwarzwälder Bioimker Achim Schultheiß wurde für seine symbolische Feldbefreiung an Pfingsten 2006 zu 30 Tagessätzen verurteilt. Er hatte zu Pfingsten 2006 nach vorheriger öffentlicher Ankündigung drei Genmaispflanzen eines Versuchsfeldes der Hochschule Nürtingen zerstört. Eine weitere Angeklagte wurde unter Vorbehalt freigesprochen.

Zu dem Prozess waren mehr Gäste gekommen, als der Saal des Amtsgerichtes Nürtingen fassen konnte. Die Hälfte der Neugierigen und Sympathisanten musste vor der Tür warten. Prominentester Gast auf den Zuschauerbänken war der Kanadier Percy Schmeiser. Der weltweit bekannte Rapsbauer erhielt im vergangenen Jahr den Alternativen Nobelpreis für seinen Kampf gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft. Er erklärte seine Solidarität mit dem Imker und betonte, wie wichtig es sei, den Widerstand gegen die gefährliche Saat fortzusetzen.

Achim Schultheiß begründet sein Handeln mit dem akuten Notstand: „Jedes Genmaisfeld bedeutet das Aus für Biohonig in einem weiten Umkreis. Wenn wir es zulassen, dass sich die Agrogentechnik ausbreitet, werden wir sie nie wieder los. Dann ist nicht nur meine Existenz in Gefahr. Angesichts der Lage gehören nicht aktive Gentechnikgegner auf die Anklagebank, sondern die wenigen Menschen, die skrupellos mit der Gentechsaat Geschäfte machen.“

Direkt im Anschluss an den Prozess begann eine Demonstration zum Gebäude der Fachhochschule. Dort gab Achim Schultheiß ein Schreiben an die Hochschulleitung ab: Sollte auch in diesem Jahr bei Nürtingen mit Genmais experimentiert werden, werde er erneut an Pfingsten auf den Acker gehen und dort drei Pflanzen unschädlich machen.

Für Rückfragen:

  • Christiana Schuler, 0163 / 53 79 03 5
  • Achim Schultheiß 0173 / 68 77 123

http://www.gendreck-weg.de


4. Januar 2008

Widerstand vor Gericht

Prozess-Serie um Feldbefreiungen

Alternativer Nobelpreisträger Percy Schmeiser unterstützt vier angeklagte Gentechnik-Gegner

Das neue Jahr beginnt für die Gegnerinnen und Gegner der Gentechnik in der Landwirtschaft gleich mit 3 Prozessen. Es beginnt auch mit einer Vortragsreise des Trägers des Alternativen Nobelpreises 2007, des kanadischen Farmers Percy Schmeiser. Der weltweit bekannte Streiter gegen die gefährliche Saat der Gentechnikkonzerne wird im Gerichtssaal in Nürtingen sowie in München Feldbefreier unterstützen. Dort will er auch dem angeklagten Imker eine Solidaritätserklärung überreichen, in der er anbietet, an seiner Stelle eine Haft anzutreten.

Am Montag, den 7. Januar, findet um 8.30 Uhr vor dem Amtsgericht Nürtingen ein Prozess gegen den Bioimker Achim Schultheiß statt. Er hatte im Jahr 2006 nach vorheriger, öffentlicher Ankündigung drei Genmaispflanzen von einem Versuchsfeld der FachhochschuleNürtigen zerstört. Die Staatsanwaltschaft fordert für diesen Akt zivilen Ungehorsams gegen eine große Gefahr völlig unangemessene 150 Tagessätze.

Am Dienstag, den 8. Januar findet um 13.30. Uhr ein Prozess am Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder statt. Kläger ist der Gentechnikgegner Carsten Orth, der als Teilnehmer einer großen Feldbefreiungsaktion bei Strausberg in Brandenburg 2005 in Gewahrsam genommen wurde. Die Polizei hatte dabei die Feldbefreier auf dem Hof des Gentechnikanbauers regelrecht vorgeführt, was den Aktivisten zu der Klage bewegte.

Am Mittwoch, den 9. Januar werden in München ab 13.30 Uhr der Imker Jürgen Binder, die Zimmerin Tanja Hintze sowie der Bauer Rainer Kubach vor Gericht stehen. Vorwurf ist der „Aufruf zu Straftaten“. Es handelt sich um ein Berufungsverfahren, nachdem bei den ersten Verhandlungen vor dem Amtsgericht Ebersberg bei München der Imker zu 50 Tagessätzen verurteilt, die beiden anderen freigesprochen worden waren. Binder hatte 2006 kurz vor Pfingsten eine Demonstration und ein Camp angemeldet, die in eine Feldbefreiung hätte münden können. Er hatte die Anmeldung jedoch zurückgezogen, weder Demo noch Feldbefreiung fanden statt. Tanja Hintze und Rainer Kubach standen zu dieser Zeit als Verantwortliche im Sinne des Presserechtes auf der Homepage der Initiative Gendreck-weg. Die Staatsanwaltschaft wollte alle Urteile der ersten Instanz nicht hinnehmen. Auch in München ist Percy Schmeiser beim Prozess zugegen.

Weitere Informationen:

Kontakt für die Prozesse am Montag und Mittwoch:

  • Christiana Schuler 0163 / 53 79 03 5

Für den Prozess am Dienstag:

  • Carsten Orth 0172 / 45 16 10 4

Direktkontakt zu den Angeklagten:

  • Achim Schultheiß 0173 / 68 77 123
  • Jürgen Binder 0170 /18 57 42 4
  • Tanja Hintze 0163 / 45 14 75 9

Übersicht: die Termine mit Percy Schmeiser:

  • 07.01.2008 8.30 Uhr Nürtingen, Amtsgericht Verhandlung
  • 07.01.2008 20.00 Uhr Nürtingen, Plochinger Straße 14 Seegrasspinnerei Vortrag
  • 08.01.2008 20.00 Uhr Winterbach, Schulstraße Lehenbachhalle Vortrag
  • 09.01.2008 11.00 Uhr München, Odeonsplatz Demo
  • 09.01.2008 13.30 Uhr München, Landgericht Verhandlung
  • 09.01.2008 14.00 Uhr München, Stiglmaierplatz Löwenbräukeller Vorträge

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